Die Weiße Frau

Eine Geschichte, die ich im Jahr 2014 geschrieben habe, basierend auf dem Mythos "Die Weiße Frau vom Ebersberger Forst".

(Abenteuer/Fantasy)

Viel Spaß beim Lesen :-)




Es war weg. Es war mir tatsächlich geklaut worden. Ich war aber auch leichtsinnig gewesen, als ich mein Fahrrad so ungeschützt und für jeden Gauner erreichbar einfach so vor die Kirche gestellt hatte. Normalerweise machte ich abends ja immer eine kleine Rundfahrt durch den Ebersberger Forst. Nun sah es ganz so aus, als müsste ich dieses mal eben einen Rundgang machen. Das würde zwar etwas länger dauern, aber ohne meine tägliche nächtliche Unternehmung konnte ich einfach nicht einschlafen. Seufzend verabschiedete ich mich also vom Pfarrer und den übrigen Leuten, die sich vor dem Eingang der Kirche noch lebhaft unterhielten und brach zu Fuß auf. Sonst fuhr ich mit dem Fahrrad auf der Hauptstraße, die so gut wie ohne jegliche Kurven direkt durch das große Waldgebiet führte, etwa bis zur Hälfte, bog dann in einen kleinen Feldweg ein, der auf einem kleinen Umweg wieder zur Ortschaft zurückführte. Doch da ich heute kein Fahrrad hatte, beschloss ich, nur die Hauptstraße bis zur Hälfte zu gehen und dann wieder umzukehren. Die Hauptstraße war stark befahren, folglich hielt ich mich am Rand der Straße. Natürlich brauchte ich länger als sonst, sodass es schon stockdunkel war, als ich bei der Hälfte angekommen war. Ich hatte keine Lust, sofort weiterzugehen, also setzte ich mich bei den Bäumen, die auf dem Platz zwischen der Hauptstraße und dem Feldweg wuchsen, nieder. Ich hatte mich im Dunkeln schon immer sehr wohlgefühlt, aber in diesem Moment verspürte ich das Verlangen nach einem noch so kleinen Licht so stark, dass ich den Entschluss fasste, mir ein kleines Feuer zu entzünden. Ich hatte das schon so oft gemacht, an den unmöglichsten Anlässen, sodass eine kleine Schachtel Zündhölzer mittlerweile zu meiner Grundausstattung gehörte. Nun brauchte ich nur noch etwas trockenes Laub und Holz. Suchen blickte ich mich mit zusammengekniffenen Augen um. Trockenes Laub lag sowieso überall herum, nur mit Holz sah es schlecht aus. Im Wald mochte ich es nachts überhaupt nicht. Ich war froh, dass am Rande des Waldes ein Haufen Geäst aufgeschüttet war, von dem ich einige Zweige entwendete, sodass nach ein paar Minuten ein kleines Feuer die kalte Nacht erhellte. Zwar sahen mich die vielen Autofahrer reichlich verwundert an, wenn sie vorüberfuhren, aber das war mir egal. Ohne es zu merken, wurde ich immer müder und müder … bis ich schließlich unter der Wärme und dem leisen Knistern des Feuers einschlief.
Geweckt wurde ich erst dann, als Tropfen auf mein Gesicht klatschten.
Regen.
Ich verkniff mir einen Fluch, sprang auf und versuchte, die Müdigkeit aus meinen Augen zu vertreiben. Ich hatte durch Zufall eine recht geschützte Stelle gesucht, sodass das Feuer nicht zu erlöschen drohte – trotzdem fand ich es nicht gerade angenehm. So wie ich das Wetter hier kannte, würde es jetzt die ganze Nacht durch regnen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als einen Autofahrer aufzuhalten und ihn zu bitten, ob ich nicht mitfahren könnte.
Missmutig stellte ich mich an den äußersten Rand der Straße und winkte den Autofahrern, die in die richtige Richtung fuhren.
Doch keiner hielt an.
Sie sahen mich – ja, sie sahen mir sogar ins Gesicht – aber sie fuhren einfach weiter. Wenn nicht sogar schneller, als ob sie Angst hätten, ich könnte sie angreifen.
Nach bestimmt einer halben Stunde wollte ich resigniert aufgeben, da sah ich einen Lichtkegel mit hoher Geschwindigkeit auf mich zukommen. Ich winkte ohne große Hoffnungen und machte einen kleinen Schritt auf die Straße.
Das hätte ich besser nicht tun sollen.
Der Fahrer sah mich offenbar gar nicht.
Er hielt direkt auf mich zu.
Ich blieb – unfähig mich zu bewegen – stehen und dachte mir: „Er wird schon halten, er wird schon aufpassen“.
Ich hatte damals noch keine Ahnung, wie falsch ich mit dieser Annahme lag.
Ich spürte den Aufprall gar nicht. Ich hörte ihn nur und fühlte gedämpft, wie ich weggeschleudert wurde und auf dem harten Boden aufschlug; erst mit dem Körper, dann mit dem Kopf. Erst zehn Sekunden später kam der Schmerz.
Und was für einer. Ich wollte schreien, ich wollte mich krümmen, toben. Aber ich konnte kein einziges Glied rühren.
Ich lag mit dem Gesicht zum Feuer. Ich sah seine tanzenden Flammen und spürte sogar ein wenig von seiner beruhigenden Wärme.
Eine Tür wurde aufgerissen, Schritte näherten sich.
Jetzt hilft mir jemand“, dachte ich erleichtert. „Menschen sind doch keine Monster“.
Doch es kam keine Hilfe. Ich hörte nur, wie der Motor aufheulte und der Wagen mit laut quietschenden Bremsen davonfuhr – und mich hier im Regen, verletzt, zurückließ.
Das Atmen fiel immer schwerer. Ich richtete meine Augen mit großer Mühe auf den Boden. Regenwasser vermischte sich mit einer roten Flüssigkeit und rann in einer Pfütze zusammen.
Blut“, dachte ich. „Es muss wohl das Meine sein“.
Ich hob unter Schmerzen die Hand und machte mit seltsam zuckenden Bewegungen noch das Kreuzzeichen und betete still zu Gott, das er mir helfen möge.
Es war das Letzte, was ich tat.
Das Feuer brannte noch immer, als ich die Augen schloss.

Sheila reckte sich, um über die Menschenmasse hinweg die Touristenführerin zu sehen, die Erklärungen zur Kapelle abgab, was gar nicht so leicht war. Zudem ihr fester Freund Alex und ihre beiden Freundinnen Kathy und Isabella sich ständig über den Dialekt der Frau lustig machten.
Könntet ihr bitte mal aufhören?“, fuhr Sheila die drei an. „Die reden in München eben so“.
Mal langsam!“. Kathy schüttelte missbilligend den Kopf. „Es war nicht meine Idee in der Oberpfalz Urlaub zu machen. Und es war auch nicht meine Idee, dass wir uns diesen Spuk-Forst hier anschauen. Der interessiert mich nämlich einen Dreck“. Sie zog ihr Smartphone heraus und begann, Fotos von sich und ihren Freunden zu machen.
Sheila brummte verärgert und konzentrierte sich weiter auf die Frau, die nun näher auf den Spuk, der hier angeblich geschah, einging.
Vor vielen Jahren, die genaue Zeit weiß man nicht genau, wurde genau hier, an dieser Stelle auf der Straße vor der Kapelle eine junge Frau überfahren“, begann sie zu erzählen. „Bis heute weiß niemand, was sie hier gemacht hat. Tatsache ist nur, dass sie, wahrscheinlich von einem PKW, überfahren und sterbend zurückgelassen wurde. Als man sie am nächsten Morgen fand, war sie schon tot und das Feuer, das sie an dieser Stelle angezündet hatte ...“. Sie deutete auf den Platz, auf dem jetzt die Kapelle stand. „...brannte noch immer. Also ist dort diese Kapelle zum Gedenken an das Unglück errichtet worden. Nun gibt es aber eine Legende: Seit diese junge Frau hier gestorben ist, erscheint in regnerischen Nächten eine Weiße Frau, in der Kapelle brennt flackerndes Licht, wie von einem Feuer, und im Wald in der Umgebung der Kapelle werden seltsame Lichterscheinungen gesichtet“.
Und – Ende“, flüsterte Kathy gelangweilt.
Sheila warf ihr einen wütenden Blick zu. „Kannst du mal die Klappe halten?“, zischte sie.
Kathy verdrehte nur die Augen, schwieg aber.
Wenn man also während einer nassen, regnerischen Nacht diese Straße entlang fährt und sieht, dass in der Kapelle das Licht brennt, dann sollte man auf der Hut sein. Denn dann steht am Straßenrand die Weiße Frau und will per Anhalter mitgenommen werden. Wer sie einsteigen lässt, den lässt sie in Ruhe und verschwindet nur wenige Zeit später wieder aus dem Wagen. Wer sie aber stehen lässt, dem erscheint sie kurz darauf im Auto und greift ins Steuer, sodass der Fahrer die Kontrolle über seinen Wagen verliert und bei dem darauf folgenden Unfall ums Leben kommt“.
Und woher wollen Sie wissen, dass das auch stimmt?“, fragte Kathy leicht aufsässig.
Was denken Sie, woher wir diese Legende überhaupt kennen?“, gab die Leiterin der Gruppe ruhig zurück. „Es gibt Augenzeugen. Und hier geschehen Dinge, die man sich nicht erklären kann. Wie Sie sicher schon bemerkt haben, verläuft diese Straße wirklich geradlinig und ohne irgendwelche gefährliche Kurven oder dergleichen. Trotzdem ereignen sich hier häufig rätselhafte Autounfälle, deren Ursache noch nie geklärt werden konnte. Fast jeder von ihnen endete tödlich“. Die Frau blickte bedeutungsvoll in die Runde. „Ich überlasse es Ihnen, ob sie mir glauben oder nicht. Die tanzenden Lichterscheinungen, die man im Wald zu sehen bekommt, sieht man immer, egal ob die Weiße Frau anwesend ist oder nicht. Seien Sie vorsichtig auf dieser Straße hier. Man sagt, indem sie per Anhalter fährt, versucht sie ihren Mörder zu finden. Und jetzt lassen Sie uns umkehren und zum Lager zurückgehen“, beendete sie ihren Vortrag, den die Leute höflich beklatschten, auch wenn einige nicht sehr überzeugt aussahen. Zu denjenigen gehörten auch Kathy und Alex.
Nur Isabella starrte die Leiterin geschockt an.
Das wunderte Sheila nicht. Isabelle glaubte an alles Übernatürliche, was es gab. Soll heißen: Geister, Vampire, Werwölfe, Feen … alles war drin.
Vielleicht hätten wir Isabella lieber daheim lassen sollen..., dachte Sheila besorgt. Nun würde Isabella wieder nächtelang nicht schlafen können. Sie würde sich über Weiße Frauen informieren und Knoblauch und andere stinkenden Dinge in ihrem Schlafzimmer aufhängen und immer ein Fläschchen Weihwasser mit sich herumtragen. So eine verrückte Phase hatte sie mal vor zwei Jahren, als sich die drei Freundinnen den Film Graf Dracula angeguckt hatten. Hinterher hatte Isabelle regelrecht Angstzustände gehabt. Vielleicht lag es daran, dass ihre Großmutter, bei der sie lebte (ihre Eltern waren, als sie noch ganz klein war, bei einem Autounfall ums Leben gekommen), tief gläubig war und ihre Enkelin schon im jungen Kindesalter vor Geistern gewarnt hatte. Das färbte natürlich ab.
Sheila legte einen Arm um ihre Freundin und entfernte sich mit ihr einige Meter von den übrigen Leuten. „Sieh mal“, sagte sie in beruhigendem Tonfall zu ihr. „Weiße Frauen existieren nicht. Weißt du noch die Burg, in der wir neulich waren? Da heißt es doch auch, dass dort eine weiße Frau geistert und lebende junge Frauen und Mädchen die Treppe hinunterstößt, weil sie neidisch ist. Haben wir eine gesehen? Nein. Diese Geschichte haben sie sich nur ausgedacht, um die Touristen anzulocken. Und damit abergläubische Leute einen Grund haben, warum zwei Frauen aufgrund eines Treppensturzes gestorben sind. Hier wird es nicht anders sein“.
Und woher stammen dann diese vielen schlimmen Unfälle?“, bibberte Isabella.
Diese Straße ist geradlinig. Hier kann man wunderbar rasen“.
Sheila – diese Legende ist schon seit über fünfzig Jahren bekannt. Sie wurde also nicht erfunden, nachdem so viele Unfälle stattgefunden haben“.
Sheila geriet langsam in Erklärungsnot. Aber sie hatte keine Lust, Isabelle sinnloserweise Zeug zu erzählen, was sie am Ende doch nicht von ihrer Überzeugung abbringen würde. „Wenn du meinst“. Sheila zuckte betont gleichgültig die Schultern und lief wieder zu den anderen hinüber.
Bella, mach dir bloß nicht ins Hemd“, neckte Kathy sie lachend und stieß ihre Freundin kameradschaftlich an. Doch der war überhaupt nicht nach Scherzen zumute. „Ach, lasst mich doch“, brummte Isabella genervt.
Musste das sein?“, fuhr Sheila Kathy an, als Isabella weggegangen war.
Alex legte ihr einen Arm um die Schulter. „Mach doch keinen Stress“, versuchte er, sie zu beruhigen. „Du kennst sie doch. In einer Stunde ist sie wieder ganz die Alte“.
Sheila warf einen Blick auf Kathy – und machte sich augenblicklich wieder Sorgen. Kathy hasste es, wenn Isabella einen „Geister-Anfall“ hatte und sich aufführte, wie Menschen im Mittelalter.
Nun stand sie also mit verkniffenen Mund da und starrte Isabella wütend nach. Ihr Blick sagte in etwa: Na warte, dir werd ich's zeigen …!

Sheila lag nicht falsch mit ihrer Vermutung.
Kathy hatte wirklich etwas vor.
Als sie zu viert etwas abseits am Zeltplatz saßen und sich über alles mögliche unterhielten, warf Kathy plötzlich in die Runde: „Bella, ich werde dir beweisen, dass es keine weiße Frau gibt“.
Isabella, die gedankenverloren an einem Stück Semmel geknabbert hatte, fuhr hoch und sah Kathy ungläubig an. „Wie bitte?“.
Du hast mich ganz genau verstanden“. Kathy warf allen einen finsteren Blick zu. „Heute Nacht werde ich mit dem Fahrrad durch den Ebersberger Forst fahren, egal, ob einer von euch mitkommt“.
Sheila wand sich. „Es muss regnen“.
Hä?“.
Es muss regnen, damit sie erscheint“, wiederholte Sheila lauter.
Kathy hob den Kopf und blickte gen Himmel. „Ich habe Hoffnungen, dass es regnen wird“.
Lass diesen Quatsch doch einfach“. Alex bedachte sie mit einem warnenden Blick.
Schiss?“. Kathy grinste.
Und sie grinste noch mehr, als die ersten Regentropfen fielen. „Na siehst du“, murmelte sie triumphierend und sprang auf. „Ich richte gleich meine Ausrüstung her. Wer kommt mit? Um sich mit eigenen Augen von der Nicht-Existenz der Weißen Frau zu überzeugen?
Alex tippte sich an die Stirn.
Sheila stöhnte. Sie empfand nicht die geringste Lust, im Regen in einem stockdunklen Wald herumzutappen und sich von oben bis unten dreckig zu machen. Andrerseits konnte sie Kathy auch nicht alleine losziehen lassen.
Von mir aus“. Sheila knallte das Buch hin, in dem sie gelesen (oder es zumindest versucht) hatte. „Ich komme mit. Wann soll es losgehen?“.
Kathy grinste. „Um zehn?“
Sheila nickte stumm. Das Lustigste an der Sache war ja: Sie hatten keine Taschenlampen. Das hier sollte ein Natur-Lager sein. Was bedeutete, dass keiner Handy, MP3-Player oder sonstige elektrischen Sachen dabei haben durfte. Was nicht ganz dazu passte, waren die Zelte. Die waren nämlich aus Plastik. Aber das störte die Veranstalter offenbar nicht.
Sheila durchwühlte ihre Sporttasche, in der sie ihr Hab und Gut mitgeschleppt hatte. Dann beförderte sie eine Laterne aus Glas zutage. „Na bitte. Ich wusste doch, dass ich so ein Ding eingepackt habe“.
Und wo willst du die bitteschön hintun?“, fragte Kathy mit einem spöttischen Unterton in der Stimme. „Fürchtest du dich im Dunkeln?“.
Halt doch mal die Klappe“, fuhr Alex sie an. „Wer nicht lebensmüde ist, nimmt eine Lampe mit, oder willst du überfahren werden?“.
Darauf konnte Kathy nichts erwidern.
Alex begann ebenfalls, seine Sachen zu durchsuchen.
Was tust du da?“.
Alex richtete sich auf und blickte Sheila verständnislos an. „Was denkst du denn? Ich komme natürlich mit. Glaubst du etwa, ich lasse dich alleine gehen?“.
Ein warmes Gefühl durchströmte Sheila, als sie das hörte. „Das ist wirklich lieb von dir, und ich weiß das auch sehr zu schätzen, aber wenn wir alle drei gehen, dann ist Bella alleine hier. Jemand muss mit ihr warten.“. Sonst dreht sie noch durch vor Angst vor der Weißen Frau. Oder vor Werwölfen und Vampiren.
Alex musterte sie einen Moment lang aufmerksam, beschloss, dass sie es ernst meinte und ließ seine Sachen schulterzuckend wieder auf den Boden fallen. „Von mir aus“.
Kathy warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, die sie hereingeschmuggelt hatte. „In einer Stunde brechen wir auf“.

Der Regen wurde immer schlimmer.
Als sie um viertel vor zehn auf ihren Fahrrädern losfuhren, war der Boden schon so durchweicht, dass es Schlamm spritzte, wenn man darüberfuhr.
Zudem war der Himmel wolkenverhangen, sodass man weder Mond noch Sterne sah und die beiden vollkommen auf die Laterne gestellt waren, die an Sheilas Lenkrad hing und immer, wenn sie über einen Stein oder eine Straßenrinne fuhr, hin und her schwang und ab und an gegen ihr Knie knallte.
Das Zeltlager war direkt am Wald aufgeschlagen worden, sodass sie einem engen Feldweg ungefähr eineinhalb Kilometer lang folgen mussten, was kein Vergnügen war, da ihnen die nassen Äste immer wieder ins Gesicht schlugen, was Sheila schon nach ein paar Minuten das Gefühl gab, etliche Kratzer und Schrammen an den Wangen und auf der Stirn zu haben. Kathy erging es natürlich nicht anders, aber sie wäre lieber gestorben, als dass sie das zugegeben hätte. Vor allem, nachdem sie vor ihren Freunden so dick aufgetragen hatte. Einen Rückzieher konnte sie sich nicht leisten. Und jetzt erst recht nicht mehr.
Wo genau willst du jetzt eigentlich hin?“, wollte Sheila missgelaunt wissen.
Erst fahren wir auf der Staatsstraße bis zu Kapelle. Da biegen wir dann rechts in diesen Feldweg ab, der mitten in den Wald hineinführt. Und dann werden wir ja sehen, ob es da spukt oder nicht“. Wie um ihre Worte zu unterstreichen, trat Kathy kräftiger in die Pedale und überholte Sheila, wobei sie diese mit Schlamm bespritzte.
Kathy, du brauchst nicht ständig beweisen, wie wenig Angst du hast“, grummelte Sheila ungehalten, während sie sich mit einer Hand die Dreckspritzer aus dem Gesicht wischte.
Kathy machte sich nicht mal die Mühe, sich umzudrehen. Stattdessen hielt sie etwas hoch und rief durch das Prasseln des Regens: „Sieh mal, was ich hier habe“.
Sheila kniff die Augen zusammen. „Ist das … eine Kamera!? Hast du die heimlich mitgenommen?“. Kathy winkte ab. „Klar. Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß“. Sie sprach natürlich von unserer Leiterin, deren Namen Sheila schon längst wieder vergessen hatte. „Ist doch ganz praktisch, oder? Sogar mit Nachtsichtfunktion. Da können wir eine Menge Fotos machen, wie unglaublich gruselig es hier spukt“. Sie gab ein lautes Heulen von sich und brach in Gelächter aus.
Am liebsten hätte Sheila ihr den Mittelfinger gezeigt. Ab und zu konnte Kathy echt zum Kotzen sein. Anstelle davon zog sie nur eine Grimasse, die Kathy leider nicht sehen konnte.
Trotz allem musste Sheila unwillkürlich lächeln. Sogar mit siebzehn Jahren sind wir noch zum Zicken aufgelegt …
In diesem Moment war der Feldweg zu Ende, und sie bogen nach rechts in die Staatsstraße 2080 ein. Jetzt war es nur noch ein halber Kilometer bis zur verrufenen Kapelle.
Und denk dran: Wenn du eine Pennerin im weißen Kleid im Straßengraben liegen siehst, dann musst du sie auf dem Gepäckträger mitnehmen“, rief Kathy ihr zu und lachte sich über ihre eigene Formulierung schlapp.
Warte nur, wenn wir erst mal dort sind und doch etwas finden“, schleuderte ihr Sheila entgegen. „Dann bist du wahrscheinlich die Erste, die sich vor Schiss in die Hose macht und schreiend das Weite sucht“.
Sogar durch den Regen konnte sie Kathy verächtlich schnauben hören.
Sheila konnte die Straße schon gar nicht mehr richtig sehen, so fest peitschte ihr das Wasser ins Gesicht; es kam nicht selten vor, dass sie leicht von der Straße abkam und in der Sandspur am Rand weiterfuhr.
Einmal fuhr sie sogar fast in den Straßengraben, wobei sie laut fluchend die Laterne vor dem Absturz ins Wasser retten musste.
Das kommt davon, dass du unbedingt dieses Ding mitschleppen musstest“.
Sheila ignorierte Kathy einfach. Mittlerweile war sie sich sicher, dass Kathy sich wahrhaftig in die Hose machen musste. Es passte zu ihr, ihre wirklichen Gefühle damit zu überspielen, indem sie auf die Fehler anderer hinwies und sich darüber lustig machte.
Hier!“, rief Kathy nach einigen Minuten und bremste so abrupt, dass Sheila beinahe in ihr Hinterrad gekracht wäre, was sie aber gerade noch verhindern konnte, indem sie ihr Lenkrad herumriss und fast auf dem Boden gelandet wäre.
Du bist unausstehlich“, teilte sie Kathy mit, die es – wie üblich – nicht einmal beachtete.
Und? Brennt in dieser blöden Kapelle ein Licht?“. Lachend fuhr sie näher zu dem Gebäude heran und spähte durch die Gitterstäbe hindurch in das Innere.
Etwas zögerlich kam Sheila ihr hinterher.
An der hinteren Wand Stand ein kleiner Altar mit einem Bild und einer Kerze, soweit sie es im Licht ihrer Laterne erkennen konnte. An der Wand links befand sich ein Gebetsstuhl, auf dem wahrscheinlich nur eine Person, höchstens zwei, Platz hatten. Insgesamt zählte sie drei Kruzifixe die an den Wänden hingen und sogar in dem spärlichen Licht äußerst verstaubt aussahen. Sheila mochte es Kathy gegenüber nicht zugeben, aber dieser Ort hatte etwas Bedrückendes. Etwas, das in ihr das Verlangen entfachte, so schnell es ging die Flucht zu ergreifen und nie wieder herzukommen. Fröstelnd trat sie einen Schritt zurück. „Kathy?“, wisperte sie. „Können wir bitte wieder gehen?“.
Kathy atmete scharf aus. „Hast du Angst?“.
Ja, verdammt!“. Sheila klapperte mit den Zähnen.
Zu ihrer Überraschung nickte Kathy, ohne irgendwelche gemeinen Witze zu reißen. „Lass uns abhauen“.
Sie schoben ihre Fahrräder herum und steuerten auf die Straße zu.
Plötzlich hielt Kathy Sheila mit einem ausgestreckten Arm zurück. „Warte“, flüsterte sie erregt. „Was ist das?“.
Was?“. Sheila merkte, dass ihre Stimme zitterte. Vor Kälte oder vor Furcht – das wusste sie nicht so genau. Beides wäre durchaus möglich. „Ich sehe nichts“.
Kathy deutete nach links in den Wald, wohin der Feldweg führte.. „Zwischen den beiden Fichten“.
Kathy – da sind eine Menge Fichten!“. Sheila wurde immer hibbeliger. Diese fürchterliche Nervosität war kaum noch auszuhalten.
Na diese beiden! Direkt neben dem Weg!“.
Sheila strengte ihre Augen noch mehr an, nicht ganz sicher, ob sie es wirklich sehen wollte. Sie war erleichtert, als sie nichts sah. „Was … soll da sein?“.
Das Licht! Dieser Lichtpunkt“.
Genau in diesem Augenblick, in dem Kathy es sagte, sah Sheila es auch. Mit einem unkontrolliertem Quietschen machte sie, samt Fahrrad, einen Satz nach hinten. „Oh mein Gott, was ist das?“.
Wahrscheinlich nur ein am Baum befestigter Reflektor? Oder fluoreszierende Pilze?“, versuchte Kathy mit gepresster Stimme eine Erklärung für das Unerklärliche zu finden.
Reflektoren? Und welches Licht sollte da reflektiert werden?“. Sheila wusste, dass sie schon leicht hysterisch klang. „Und Fluoreszierende Pilze sehen anders aus!“.
Ich werde mir das jetzt mal ansehen“. Entschlossen stapfte Kathy los; Sheila im Schlepptau.
Mit der Zeit wich Sheilas Furcht der Verwirrung. Egal, wie nahe sie herangingen – das Licht schien immer genau so weit weg zu sein wie vorher.
Erst, als sich Sheila den Kopf an einem tief unten wachsenden Ast anstieß, weil sie sich so auf das Licht konzentriert hatte, ohne auf den Weg zu achten, bemerkte sie, wie tief sie schon in den Wald eingedrungen waren. „Kathy“. Sie hielt ihre Freundin am Arm fest.
Doch Kathy hatte den Blick so gebannt auf den Lichtpunkt gerichtet, dass Sheila noch einmal rufen musste, bevor Kathy sie überhaupt richtig wahrnahm. „Kathy!“.
Hm?“.
Lass uns umkehren. Bitte“, flehte Sheila schon fast und zog an Kathys Arm. Um keinen Preis würde sie allein den Weg zurück zur Straße machen.
Wieso denn?“. Kathy blickte sich um, als ob sie soeben aus einem fesselndem Traum erwacht wäre – und erstarrte. „Verdammt“.
Vielleicht werden die Menschen so in den Wald gelockt“, spann Sheila eine Geschichte weiter, die sie im Kopf angefangen hatte, schon von dem ersten Moment an, an dem sie das Licht gesehen hatten. „Sie folgen dem Licht immer weiter, bis sie in der Höhle des Löwen landen“.
Hör auf!“, schrie Kathy und schüttelte sie. „Hör auf“.
In diesem Augenblick knackte in unmittelbarer Nähe ein Ast so laut, dass beide Mädchen zusammenzuckten.
Scheiße“, flüsterte Sheila. „Was hab ich gesagt?“.
Noch ein Knacken.
Näher als das zuvor.
Weg hier“, wisperte Kathy, die sich unwillkürlich an Sheila festklammerte.
Doch keiner der beiden wagte es, sich zu bewegen.
Erst beim nächsten Geräusch rannten sie wie auf Kommando in Höchstgeschwindigkeit los.
Sheila spürte die nassen, strähnigen Haare im Nacken, wie ihr die Äste ins Gesicht peitschten. Blind schlug sie sich durch Geäst, Büsche und Sträucher, den eigenen röchelnden Atem immer im Ohr. Sie schaute sich lieber nicht um.
Selbst, wenn ihr jemand folgte – sie wollte es nicht sehen.
Hoffnung wallte in ihr auf, als sie in der Ferne durch die Bäume hindurch ihre Fahrräder stehen sah.
Zu früh gefreut.
Sheila blieb mit dem Fuß in einer Wurzel hängen und stürzte der Länge nach ausgerechnet in einen dornigen Hagebuttenstrauch. Doch sie spürte den Schmerz nicht, wie ihr die Dornen durch die Jacke und die Hose hindurch Arme und Beine zerkratzten. Im Gesicht war sie ohnehin schon gefühllos geworden.
Ihr einziger Gedanke: Bloß weg hier! Egal wie!
Sheila keuchte verzweifelt auf, als sie um sich schaute und hinter sich noch immer dieses Licht sah. „Hau ab!“, schrie sie es an. Ihr war es egal, wie irre sie sich aufführte. Das hier war für sie eine absolute Notlage. Wie wild riss sie an ihrer Jacke, die sich in den Dornen verfangen hatte, konnte sich aber nicht befreien. Kurzerhand zog sie die Jacke aus, ließ sie im Strauch hängen und setzte ihren Weg ohne den schützenden Anorak fort, was ihr zwar einige mehr Kratzer und Schnitte einbrachte, ihr aber (im Moment) vollkommen gleichgültig war.
Am Rande des Waldes angekommen fiel sie mehr oder weniger auf ihr Fahrrad, stieß sich mehrfach die Beine an den Pedalen an und raste voller Panik davon.
Erst viel zu spät ging ihr auf, dass sie ja nicht allein war.
Wo war Kathy geblieben?
Komischerweise konnte sie sich nicht mehr dran erinnern, Kathys Fahrrad gesehen zu haben. Sheila konnte also nur hoffen, dass Kathy schon am Zeltplatz war und auf sie wartete.
Hoffentlich ist ihr nichts passiert!
Die Strecke, für die sie davor fast eine Dreiviertelstunde gebraucht hatten, bewältigte sie nun in nur zwanzig Minuten.
Panik macht bekanntlich sogar die langsamsten Menschen schnell.
Als sie am Zeltplatz ankam warf sie ihr Fahrrad hin und raste zu Fuß weiter, auf die beiden abseits stehenden Zelte zu, die den vier Freunden gehörten. „Kathy!?“, schrie sie. „Kathy, wo bist du?!“.
Etwas packte sie von hinten.
Sheila kreischte auf und schlug wild um sich.
Sheila!“.
Wer ist das? In ihrer Panik konnte Sheila die Stimme nicht richtig zuordnen.
Sheila! Hör auf! Beruhige dich! Ich bin es!“.
Alex.
Gott sei Dank“, flüsterte Sheila, drehte sich zu ihrem Freund um und er schloss sie in die Arme.
Ich hatte schon Angst, du kommst nicht mehr zurück“. Die Erleichterung in Alex' Stimme sprach Bände.
Wo ist Kathy?“.
Sie ist schon vor zehn Minuten hier angekommen. Sie war völlig fertig“. Er musterte Sheila. „Nicht so fertig wie du. Wo ist deine Jacke?“.
Sheila war unheimlich froh, dass er nicht Zeug fragte wie Was ist passiert? Oder Habt ihr was gesehen?.
Die hab ich verloren“. Sheila lehnte sich an ihn und genoss die Wärme seines Körpers. „Kathy ist vor zehn Minuten schon angekommen?!“.
Ja“.
Wie das?
Können wir uns bitte zu den anderen ins Zelt setzen? Ich habe heute schon genug Wald gesehen“.
Natürlich“. Alex war die Fürsorglichkeit in Person.
Isabella und Kathy sprangen auf und kamen ihnen entgegen, als Alex den Reißverschluss des Zeltes aufmachte.
Wo warst du solange?“. Kathys Stimme zitterte. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht“.
Sheila hob die Schultern. „Ich bin hingefallen. In einen Strauch mit Dornen. Bin nicht mehr rausgekommen und hab am Schluss die Jacke dringelassen und bin weggerannt“.
Kathy nickte, ohne weitere Fragen zu stellen. „Ich bin nach links gelaufen. Da habe ich dann fast sofort den Feldweg gefunden, der zur Kapelle führt. Ich hatte pures Glück“.
Sheila sah, dass Isabella und Alex vor Neugier und Sorge beinahe platzten, sich aber ihnen zuliebe zurückhielten, wofür sie ihnen dankbar war. Aber natürlich konnten sie das nicht einfach so für sich behalten.
Kathy dachte offenbar dasselbe, denn sie holte tief Luft und begann in allen Details zu erzählen.

Am Ende war es still.
Ich denke, ihr veräppelt uns nicht?“. Isabella war erstaunlich ruhig. Sheila hätte eher von ihr erwartet, dass sie auf der Stelle aufspringen und heimfahren würde.
Kathy blitzte sie stinkwütend an. „Sehen wir so aus, als ob wir euch veräppeln würden?!“, fauchte sie Isabella an. „Geh doch hin und überzeug dich selber!“.
Da wurde Isabella doch blass und gab keinen Mucks mehr von sich.
Alex ergriff das Wort. „Ich gehe morgen am Tag nochmal hin und hole eine Jacke, Sheila, okay?“.
Ich komme mit“. Sheila wusste nicht, wieso sie das sagte.
Wie du meinst“. Alex sah ihr einen Moment lang in die Augen, dann richtete er sich wieder an alle. „Ich würde sagen, wie legen uns jetzt schlafen. In dieser Nacht können wir sowieso nichts mehr machen und es bringt uns auch nicht viel, wenn wir morgen total am Ende sind vor Müdigkeit“.
Da keiner was dagegen einzuwenden hatte befolgten alle drei seinen Rat.
Sheila kuschelte sich an ihren Freund. Es gab ihr Halt zu wissen, dass ein vertrauter Mensch neben ihr lag, an dem sie sich festklammern konnte und ihr ein Gefühl des Schutzes vermittelte.

Ruhelos streifte ich zwischen den Bäumen umher.
Die beiden Mädchen waren weg.
Hals über Kopf geflohen. Vor einem meiner Nachtlichter. So nannte ich sie. Jedes Licht stand für eines der Opfer, die ich schon gebracht hatte. Und sie wurden von Jahr zu Jahr mehr.
Mein Lieblingsort war die Kapelle. Dort saß ich oft stundenlang. Bei brennenden Kerzen und dem Prasseln des Regens auf dem Dach der Kapelle.
Ich versuchte immer, nicht über meinen Tod nachzudenken.
Denn diese Gedanken machten mich wütend. Unmenschlich.
Wenn diese Autofahrer einen Hauch von Menschlichkeit besessen hätten, hätten sie eine arme junge Frau wie mich mitgenommen und nicht allein im Regen, in der Dunkelheit stehen gelassen.
Und dieser eine Mensch.
Dieses eine Ungeheuer.
Diese Person hatte mich überfahren. Und mich dem Schicksal überlassen. Ich hätte gerettet werden können. Es hätte nicht sein müssen, in diesem furchtbaren, ewigen, toten Leben festzustecken. Manchmal testete ich die Leute, die hier mit ihren Autos vorbeifuhren. Früher war das leichter gewesen, da die Autos noch nicht so schnell waren. Aber ich hatte mich mit der Zeit der Geschwindigkeit angepasst.
Ich stellte mich am Rand der Straße hin und winkte den Fahrern – wie in der Nacht meines grausigen Todes. Meistens wurde ich mitgenommen. Dann hatte derjenige sein Soll erledigt und ich verließ nach wenigen Minuten seinen Wagen wieder.
Doch ab und zu fuhren die Leute einfach an mir vorbei – wie diejenigen, die sozusagen meinen Tod vorbereitet haben. Bei diesen Menschen kannte ich keine Gnade. Ich konnte so eine der wenigen guten Fähigkeiten eines lebenden Toten nutzen und in deren Wagen erscheinen. Meist genügte ein einziger Griff ins Lenkrad, um sie die Kontrolle über den Wagen verlieren zu lassen, sodass sie über den Straßengraben hinweg in den Wald fuhren und mit hoher Geschwindigkeit gegen die Bäume krachten.
So vollendete ich mein Werk und verschwand auf der Stelle, ohne den Opfern zu helfen – falls sie noch am Leben waren.
Ohne Gewissensbisse.
Ich blickte zum Himmel empor. In wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen. Und ich hatte noch kein einziges Auto gesichtet. Diese Nacht war einfach nur langweilig.
Doch da löste sich meine Enttäuschung in Luft auf, als ich den Lichtkegel eines Wagens kommen sah. Wie der Wind raste ich zwischen den Bäumen hindurch, bis ich am Straßenrand stand und, wie gewöhnlich, zu winken begann.
Im Auto saßen ein junger Mann und ein Mädchen, das vielleicht drei Jahre jünger war als ihr Kamerad. Schon von Weitem sah ich, dass sich die beiden stritten. Das Mädchen zeigte auf mich und machte dann wedelnde Handbewegungen, dass er Gas geben und schnell vorbeifahren sollte. Ich spürte schon die Wut in mir grollen und machte mich bereit, die beiden jungen Leute in den Tod gehen zu lassen, aber als sie noch näher herankamen, beobachtete ich, dass der junge Mann auf das Mädchen einredete und mich offenbar mitnehmen wollte.
Nun war ich in der Zwickmühle.
Unschlüssig blieb ich stehen und überlegte, was ich denn jetzt tun sollte. Vollbrachte ich mein übliches Werk, würden beide sterben, auch der Unschuldige. Wenn ich gar nichts tat, würde dieses Mädchen ungestraft davonkommen.
Kurzerhand erschien ich auf der Rückbank des Wagens.
Zuerst bemerkten sie mich gar nicht.
Lass uns lieber umkehren und sie mitnehmen!“, sagte der Junge eindringlich.
Das ist ein Geist, okay?!“, schrie das Mädchen. „Beeil dich und hauen wir ab!“.
Ich knurrte.
Die beiden fuhren herum.
Das Mädchen begann, in den höchsten Tönen zu kreischen. „Oh mein Gott, das ist sie! Das ist die weiße Frau! Jetzt bringt sie uns um!“.
Mit einem mittlerweile geübtem Fauchen sprang ich nach vorne zwischen die zwei Menschen, umklammerte das Lenkrad und steuerte so geradewegs auf einen Felsen zu, der an der Seite aufgestellt worden war – als Gedenken an eines meiner Opfer. Ich drückte meinen Fuß aufs Gas; der junge Mann war zu entsetzt, als dass er irgendwie reagieren hätte können. Das Mädchen versuchte, die Wagentür zu öffnen, offenbar, um hinauszuspringen, aber ich hatte definitiv nicht vor, sie entkommen zu lassen. Mit einer einzigen Bewegung meiner Finger betätigte ich die Verriegelung, sodass das Mädchen nicht mehr tun konnte, als schreiend an der Tür zu rütteln.
Als der Aufprall kam, schirmte ich den Körper des Jungen mit meinem unverletzbaren Körper ab. Ich konnte diese Seele nicht sterben lassen.
Er war gut.
Das Mädchen nicht.
Ich zuckte nicht mal zusammen als das Auto frontal gegen den Felsen krachte.
Den Jungen drückte ich in den Sitz und sorgte dafür, dass ihm nicht allzu viel geschah, auch wenn ich nicht verhindern konnte, dass er von einer Menge scharfer Glassplitter getroffen wurde.
Das Mädchen wurde aus ihrem Sitz gehoben und knallte mit der Stirn voraus gegen die Windschutzscheibe, auf der ein kreisrunder Blutfleck zurückblieb und das Mädchen leblos wieder nach unten sackte. Hochmütig blickte ich auf sie herab. „Jetzt bist du da, wo du hingehörst“.
Ich wandte mich dem bewusstlosen Jungen zu. „Lebe dein Leben“. Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.
Dann verschwand ich aus dem Wagen und zog mich zu meiner Ruhestätte zurück.

Als Sheila am nächsten Morgen die Augen öffnete, erinnerte sie sich zu ihrem Erstaunen erst nicht mehr an die Ereignisse der letzten Nacht.
Erst, als sie bemerkte, dass Alex, dem die Sorge deutlich ins Gesicht geschrieben stand, sie musterte, fiel ihr alles wieder ein. Sie stöhnte innerlich. „Sieh mich bitte nicht so an“.
Alex zog die Augenbrauen hoch – leicht amüsiert, wie Sheila vermutete. „Wo soll ich denn sonst hinschauen? Wenn du doch so unglaublich schön bist“.
Sheila gab ihm einen Klaps, auch wenn sie leicht errötete und ihr Gesicht schnell wieder im Kissen vergrub. „Wollen wir heute dann noch meine Jacke suchen?“, nuschelte sie in den Stoff. „Die war nämlich ganz schön teuer“.
Aus den Augenwinkeln sah sie den Anflug eines Grinsens in Alex' Gesicht. „Wenn du willst … ich kann aber auch alleine gehen, wie gesagt …“.
Nö“.
Na gut“.
Sheila richtete sich auf. „Du bist ja schon angezogen“, meinte sie verwundert, mit einem Blick auf seine Kleidung.
Klar“. Alex zog den Reißverschluss des Zeltes auf, den sie am Abend zuvor sorgfältig geschlossen hatten – ob vor Angst vor Geistern oder vor lästigen Mücken – das wollte keiner so recht zugeben. „Ich gehe schon mal raus und versuche, etwas zu Essen aufzutreiben“.
Okay. Bis dann“. Sheila wartete, bis er außer Sichtweite war, dann kramte sie in dem Haufen von Klamotten, die sie mitgenommen hatte. Unsicher, was sie anziehen sollte, entschied sie sich für Jeans und einem langärmligen Shirt, das schon so alt war, dass man nicht es sowieso nicht noch mehr kaputt machen konnte, auch wenn man sich durch die Äste eines (verfluchten) Waldes kämpfte. Als sie in ihre festen Schuhe schlüpfen wollte, die sie gestern getragen hatte, erschrak sie erst mal. Denn als sie den einen Schuh hochhob und zur Seite neigte, floss gleich eine beachtliche Menge an Wasser heraus. Sheila verzog angeekelt das Gesicht. Das war ihr gestern gar nicht aufgefallen. So blieb ihr nichts anderes übrig, als das zweite ihrer drei Paar Schuhe anzuziehen, die sie mitgenommen hatte: Die teuren Nike-Sportschuhe, die sie zum Geburtstag gekriegt hatte. Mit säuerlichem Gesicht zog sie sie an und malte sich dabei schon aus, wie diese neuen kostbaren Schuhe nach ihrem Ausflug wohl aussehen mochten.
Mehr schlecht als recht torkelte sie aus dem Zelt.
Hey“, wurde sie sogleich von Kathy begrüßt. Ihrer Laune nach zu urteilen hatte sie den Kram von gestern recht gut verdaut. „Coole Schuhe übrigens“.
Danke“. Sheila sah sich nach den übrigen Touristen um. „Was steht heute im Programm unserer Reisegruppe an?“.
Fischen bei diesem dreckigen Fluss“.
Müssen wir den dann etwa auch essen?“, fragte Sheila maßlos entsetzt.
Denke schon“. Kathy zog eine Grimasse. Anscheinend war sie genauso begeistert von dieser Aussicht wie Sheila.
Gibt es hier nicht irgendwo einen Supermarkt oder einen McDonalds?“, maulte Sheila. „Müssen wir bei dem Fischen mitmachen?“.
Kathy blickte sie mit einem Hauch Fassungslosigkeit an. „Hör mal, das Ganze hier war deine Idee! Wir sind alle nur dir zuliebe mitgekommen … na gut, außer Alex, aber der war ja schon immer so ein Naturverrückter“.
Ich konnte ja nicht ahnen dass die es mit dieser blöden Legende so verdammt ernst meinen“, nörgelte Sheila weiter.
Kathy begann schallend zu lachen. „Dass du mal zugibst, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben …“.
Das sagt die Richtige“. Sheila gab Kathy einen spielerischen Stoß an die Schulter.
Kathy wollte sich gerade rächen, da kam Alex zurück, mit einer Plastiktüte in der Hand.
Kathy fraß ihn fast, so schnell stürzte sie sich auf ihn. „Hast du was zum futtern gefunden? Ich meine natürlich, was anderes als roher Fisch oder eklige Waldkräuter“, fügte sie eilig hinzu, als Alex schon ansetzte, eine nervtötende Antwort zu geben.
Gott sei Dank kann ich dich beruhigen“. Alex drehte die Tüte auf den Kopf und schüttelte den Inhalt auf die Decke, die vor ihrem Zelt lag. Kathy stöberte darin herum. „Ha!“. Triumphierend hielt sie eine Tüte Chips hoch.
Das willst du zum Frühstück essen?“. Ungläubig zog Alex die Augenbrauen hoch. „Du weißt aber schon, dass das nicht allzu gesund ist und …“.
Ach komm, erspar mir bitte den Vortrag über gesundes Frühstücken“. Gierig riss Kathy die Tüte auf und seufzte glücklich. „Lecker“. Mehr konnte sie mit einem Mund voller Chips nicht hervorbringen.
Alex schüttelte den Kopf. „Mach doch, was du willst“.
Hast du auch Semmeln oder so was?“.
Alex wandte sich ihr strahlend zu. „Du erleichterst mich. Natürlich“. Er warf ihr eine Tüte zu, über die Sheila wiederum herfiel, als ob sie wochenlang nichts zu essen bekommen hätte.
Alex sah den beiden Mädchen stirnrunzelnd beim Essen zu. „Meine Güte, ihr seid ja wie Piranhas“.
Kathy streckte ihm nur die Zunge raus. „Und was isst du?“.
Ich habe bereits gegessen“, stellte Alex klar.
Ach ja und was?“.
Dasselbe wie Sheila“. Er deutete auf die Tüte mit den Semmeln.
Kathy schnaubte abschätzig. „Das hätte ich mir ja denken können. Vollkorn, nehme ich an?“.
Alex schnaubte, als ob das eine allzu überflüssige Frage sei. „Natürlich“.
Kathy winkte mit sichtlichem Desinteresse ab und futterte weiter ihre Chips.
Sheila, die die ganze Zeit über amüsiert Kathys und Alex' Diskussion verfolgt hatte, fiel jetzt erst auf, dass Isabelle fehlte. „Wo ist Bella?“.
Schläft noch“, nuschelte Kathy.
Sicher?“. Zweifelnd sah Sheila ihre Freundin an. „Isabella ist doch normalerweise jemand, der gern früh aufsteht“.
Vielleicht macht sie heute mal eine Ausnahme“. Kathy schien vollkommen sorglos zu sein. „Sieh es doch mal positiv: Wenn sie aufgestanden wäre, dann wäre die Stimmung jetzt nicht so gut“.
Alex unterdrückte krampfhaft ein Grinsen.
Kathy sprach unterdessen weiter. „Sie würde sofort wieder zu labern beginnen von Geistern und weißen Frauen was passieren könnte, wenn und bla bla bla“.
Alex grinste nun doch. „Ist schon wieder gut, Kathy“.
Sheila fand das ganz und gar nicht witzig. „Können wir ihr es verübeln?“, fragte sie scharf. „Nach dem, was gestern passiert ist?“.
Fängst du jetzt etwa auch noch an?“. Kathy gab ein tadelndes tsss von sich.
Dann hör auf, dich über Isabelle lustig zu machen“, schoss Sheila zurück.
Ach komm, das hör ich mir nicht länger an“. Kathy stand mitsamt der Chipstüte auf. „Ich mach einen kleinen Spaziergang“.
Als keiner antwortete zuckte sie übertrieben gleichgültig die Schultern und entfernte sich, ein Lied summend, das Sheila nicht identifizieren konnte.
Tut mir leid“, sagte Sheila nach einer Weile mit einer Spur Niedergeschlagenheit. „Das musste einfach sein“.
Alex zog die Mundwinkel nach unten. „Irgendwo hast du ja recht“. Er richtete seinen Blick auf Sheila. „Aber du musst auch an Kathy denken. Sie will sich ablenken. Und glaubst du wirklich, mit Isabella wäre das möglich gewesen?“.
Wohl eher nicht“.
Eben“.
Sheila warf ihrem Freund einen schnellen Blick zu. Der war damit beschäftigt, die ganzen Sachen, die er zum Frühstück gebracht hatte, wieder in die Tüte zurückzustopfen.
Wir brechen nun auf zum Angeln!“, brüllte jemand ohrenbetäubend laut in ein Megafon, sodass Sheila glaubte, den Boden beben zu spüren.
Der Typ denkt wohl, wir sind alle taub“, murmelte sie. „Ich weiß ja nicht, was ihr denkt, aber ich bleibe hier“.
Alex zuckte die Schultern. „Angeln ist ziemlich langweilig. Ich hätte nichts gegen einen angelfreien Vormittag“. Er schaute zu dem Zelt hinüber, in dem Isabella und Kathy schliefen. „Isabella!“.
Keine Reaktion.
Das gibt’s doch gar nicht“, brummte er ungehalten. „Sie kann bei diesem Lärm doch unmöglich noch schlafen“.
Sheila sah auf die Uhr. „Es ist zehn. Ich werde mal nachsehen“.
Ächzend stand sie auf und ging zum Zelt. „Isabella?“.
Wieder nichts.
Sheila verdrehte die Augen.
Wie lange kann sie denn noch so weiterschlafen?
Geräuschvoll zog sie den Reißverschluss auf und blickte ins Innere. Links von ihr lag jemand unter einer karierten Wolldecke.
Bella!“.
Isabella rührte sich nicht.
Mensch, Isabella, willst du nicht endlich aufstehen?“. Sheila streckte die Hand aus, um ihre Freundin wach zu rütteln, doch als sie die Hand auf die gewölbte Decke legte, sank sie in den Stoff ein. Sheila musste an sich halten, dass ihr nicht die Kinnlade runterklappte. Mit einem Ruck riss sie die Decke weg – und erstarrte.
Die Matte war leer. Mal abgesehen von dem zusammengerollten Schlafsack darunter.
Das ganze Zelt war leer.
Fassungslos knüllte Sheila die Decke zusammen und warf sie mit voller Wucht in die Ecke. Dann kroch sie rückwärts wieder ins Freie zurück und rief: „Sie ist nicht da!“.
Wie bitte?“.
Sie ist weg!“. Sheila hielt den Stoffvorhang hoch und machte winkende Armbewegungen, um ihre Aussage dramatisch zu unterstreichen.
Alex ließ alles fallen und kam zu ihr gelaufen und überzeugte sich selbst. „Das gibt’s doch nicht“. Ungläubig stieß er die Matte mit dem Fuß an. „Wo ist sie denn hin?“.
Hat sie zu dir irgendwas gesagt? Andeutungen gemacht?“.
Nein. Dir?“.
Sheila schüttelte den Kopf. „So kenne ich sie gar nicht. Einfach abzuhauen, ohne ein Wort zu sagen. Das ist nicht ihre Art“.
Kinder!“. Die Leiterin ( mit dem Namen Gilch, wie Sheila wieder eingefallen war) kam auf sie zu. „Macht ihr euch bitte fertig, damit wir losgehen können?“.
Wissen Sie wo Isabella ist?“, kam Alex mit einer Gegenfrage, was den positiven Nebeneffekt hatte, dass sie die Frage nicht beantworten mussten.
Isabella?“. Die Gilch grübelte. „Tut mit leid, aber wie sieht die nochmal aus? Ich habe nicht alle Namen in Verbindung mit den Gesichtern im Kopf“.
Sehr dünn, rote Haare, etwa so groß …?“. Alex deutete mit der Hand eine Größe an.
Frau Gilchs Gesicht hellte sich auf. „Ach so, das Mädchen, das heute früh mit Tobias los ist, um Getränke aus dem nächsten Dorf zu holen“.
Wie? Wann? Wo?“.
Schon ganz früh sind sie heute los. Ich glaube, es war vielleicht vier Uhr, denn man braucht auch mit dem Auto doch eine gewisse Zeit, um dorthin zu kommen“.
Wieso ist sie denn mitgefahren?“.
Keine Ahnung. Sie war wach und langweilte sich, da hat Tobias ihr vorgeschlagen, mitzufahren“.
Tobias war Frau Gilchs Sohn, der vielleicht zwanzig Jahre alt war.
Frau Gilch sah besorgt auf die Straße hinaus. „Eigentlich hätten sie schon vor zwei Stunden zurück sein müssen. Gut, dass ihr mich erinnert habt. Ich fürchte, wir müssen die Angelaktion verschieben. Oder halt“. Sie drehte sich zu der Gruppe um und schrie: „Bernhardt!“.
Ja?“, brüllte ein Mann durchs Megafon zurück.
Geh du doch schon mal mit den Leuten hin, ich warte mit den beiden Kindern noch auf Tobias und das Mädchen!“.
Geht klar!“.
Und noch was. Schmeiß dieses blöde Megafon doch endlich weg!“. Genervt wandte sie sich wieder den beiden Teenagern zu. „Wir können die Strecke mal mit den Fahrrädern entlangfahren. Was haltet ihr davon?“.


Ich hasse das jetzt schon“, murrte Kathy keuchend,als es nach einem Kilometer noch immer bergauf ging.
Frau Gilch, Sheila und Alex wollten gerade aufbrechen, da war Kathy von ihrem Spaziergang zurückgekommen und wollte natürlich mitfahren.
Jetzt schon?“. Sheila konnte das Gejammer allmählich nicht mehr hören. „Du schimpfst schon die ganze Fahrt lang“.
Kathy trat verbissen in die Pedale und rauschte mit einem unheilvollem Zischen an ihnen vorbei.
Sheila und Alex sahen sich an; Alex zog vielsagend die Augenbrauen hoch.
Hoffentlich müssen wir nicht die gesamte Strecke fahren.
Kathy!“, rief Frau Gilch. „Bleib doch bitte in der Gruppe“.
Doch Kathy fuhr ungerührt weiter.
Lassen wir sie ausspinnen“, riet Sheila. „Sie kriegt sich schon bald wieder ein“.
Frau Gilch wollte etwas erwidern, doch ein entsetzter Schrei schnitt ihr das Wort ab.
Erschrocken betätigte Sheila die Bremse. „War das Kathy?“.
Ich fürchte ja“. Alex begann kräftig zu strampeln und war seinen Begleiterinnen bald ein ganzes Stück voraus.
Wieder einmal war Sheila froh darüber, fast täglich Sport zu treiben, sodass sie ihren Freund gleich wieder eingeholt hatte und sie Seite an Seite die Straße entlang rasten, hoffentlich auf den Ursprungsort des Schreis zu.
Als sie den scheinbar endlosen Hügel erklommen hatten und über die Kuppel hinwegsehen konnten, schnappte Sheila nach Luft.
Hinter ihnen kam Frau Gilch angeschnauft – und erstarrte. „Das ist Tobias' Wagen!“. Sie ließ ihr Rad fallen und rannte die letzten Meter auf die Unglücksstelle zu.
Ein blaues Auto klebte mehr oder weniger an einem riesigen Felsen, der am Rand der Straße aufgestellt war. Die Schnauze des Autos war vollkommen eingedrückt; verschiedenste Bauteile lagen auf dem Boden verstreut; die Beifahrertür stand weit offen.
Kathy, was ist mit den Leuten?“, schrie Sheila, während sie auf ihre Freundin zu sprintete.
Kathy sagte nichts, also wurde Sheila gar nicht langsamer, sondern hielt direkt auf die offene Beifahrertür zu. „Oh Gott, Bella!“.
Sie sah zuerst die langen roten Haare, die zierliche Gestalt.
Sie kniete neben dem Mädchen nieder und fühlte hektisch ihren Puls.
Doch sie war zu aufgeregt und konnte mit ihren zitternden Hände nichts ausrichten. „Alex, ruf einen Notarzt!“.
Alex fragte nicht lange nach und wählte einfach.
Indessen war Frau Gilch in höchster Aufregung zur Fahrertür gelaufen, aber die war so verbeult, dass sie sie allein nicht aufmachen konnte.
Erst, als Sheila mit einem dicken Ast mithalf, konnten sie die Tür aufbrechen.
Tobias!“. Frau Gilch zog ihn mit einer Sanftheit aus dem Wagen, die man ihr gar nicht zugetraut hätte und umklammerte sein Handgelenk. Sekunden voll nahezu unerträglicher Spannung verstrichen. „Er lebt! Eindeutig!“. Tränen der Erleichterung rannen ihr übers Gesicht, als sie ihren Sohn vorsichtig an sich drückte.
In diesem Augenblick trafen mit lautem Getöse der Notarzt und die Feuerwehr ein.
Drei Ärzte stürzten zu Isabelle, und Sheila und Alex traten einige Schritte zurück, um den Fachleuten Platz zu machen.
Was ist los?“. Sheila platze fast vor Besorgnis.
Einer der Ärzte, ein älterer Mann mit tief sitzender Brille, sah sie traurig an.
Und schüttelte kaum merklich den Kopf.
Was jetzt?“. Sheila konnte es nicht wahrhaben. „Soll das etwa heißen, sie ist … !?“.
Keiner sagte ein Wort.
Alex machte den Mund auf, brachte allerdings kein Wort hervor und klappte ihn wieder zu.
In Sheila brannten tausend Gefühle.
Unglauben.
Trauer.
Fassungslosigkeit.
Entsetzen.
Aber sie konnte sich für keins entscheiden. Alle tobten gleichzeitig und machten das Chaos von Sekunde zu Sekunde schlimmer.
Ich – ich muss hier weg!“, stieß sie hervor, drehte sich um und taumelte davon, in welche Richtung, das wusste sie nicht.
Sheila!“, rief Alex, der Anstalten machte, ihr zu folgen.
Lass mich bitte allein! Nur für fünf Minuten!“. Sheila drehte sich mit ausdruckslosem Gesicht um. „Bitte“.
Alex nickte kurz.
Und wieder einmal war Sheila im unendlich dankbar für sein scheinbar unendliches Verständnis für ihre Gefühle.
Sie rannte.
Und rannte.
Weit in den Wald hinein. Ohne Orientierung.
Nach einem langen Lauf durch die widerspenstigen Zweige der Bäume war sie letztendlich so verwirrt, dass sie sich auf einen Baumstumpf fallen lassen musste.
Nachdem sie einige Minuten ins Leere gestarrt hatte, kamen urplötzlich die Tränen.
Alle Dämme brachen und sie weinte hemmungslos, während in ihrem Kopf die ganze Zeit der Freundschaft mit Isabella wie ein langer Film ablief.
Blind vor Tränen und völlig taub durch die ganzen Gefühle bekam sie gar nicht mit, wie sich jemand neben ihr niederließ.
Erst, als Alex ihr ein Taschentuch reichte, nahm sie ihn wahr.
Danke“, flüsterte sie mit erstickter Stimme und schnäuzte kräftig, obwohl sie wusste dass es nichts bringen würde. In ein paar Minuten würde es ihr wieder genauso gehen.
Es dauerte noch lange, bis die Tränen versiegten.
Sheila wollte noch länger weinen, als ob all der Schmerz und all die Trauer mit dem Salzwasser nach draußen fließen könnten, aber es war vorbei.
Geschlagen und völlig erschöpft legte sie ihren Kopf auf Alex' Schulter und er legte tröstend den Arm um sie.
Danke, dass du gekommen bist“, sagte Sheila nach einer Weile tonlos.
Ich konnte dich doch nicht alleine lassen“.
Was ist mit Tobias?“. Sheila betete innerlich, dass er keine lebensbedrohlichen Verletzungen davongetragen hatte.
Erstaunlicherweise ziemlich gut. Den Umständen entsprechend. Er hat zahlreiche Schnitt – und Schürfwunden und eine Gehirnerschütterung. Und dazu natürlich noch ein gewaltiger Schock“. Alex blickte seine Freundin an. „Sie sagen, einen solchen Unfall hätte er nicht überleben dürfen“.
Sie muss ihn verschont haben“. Sheila sagte es, ohne darüber nachzudenken.
Wer? Was?“.
Die weiße Frau“.
Du denkst …?“. Alex vollendete seinen Satz nicht.
Sheila nickte. „Oder fällt dir ein anderer Grund ein? Es hat spät in der Nacht aufgehört zu regnen, es liegt kein Schnee, die Strecke ist geradlinig … und Tobias ist außerdem ein vorsichtiger Fahrer, keiner könnte sich auch nur annähernd von ihm vorstellen, dass er gerast ist“.
Aber ich verstehe das nicht …“. Alex raufte sich ratlos die Haare. „Wenn die Frau mitfahren wollte, wieso haben sie sie nicht einsteigen lassen?“.
Angst“, vermutete Sheila. „Die beiden kannten die Sage von der weißen Frau. Und als diese dann auf der Straße stand … das muss ein unglaublicher Schock gewesen sein. Aber Tobias lebt …“.
Vielleicht …“. Alex zögerte.
Los. Spuck's aus“.
Vielleicht wollte Tobias sie ja mitnehmen. Aber Isabella nicht. Deshalb hat sie Tobias das Leben gelassen und Isabella …“.
Sheila nickte müde. „Das gibt Sinn. Leider. Ich wünschte, wir hätten nicht an dieser Sagenwanderung gestern teilgenommen. Dann hätte Isabella nie etwas von dieser weißen Frau erfahren und sie hätte in dieser Nacht angenommen, es sei eine ganz normale Frau, die per Anhalter nach Hause fahren will. Wenn sie …“.
Sheila!“, unterbrach Alex sie. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Hör auf an das wenn zu denken. Wir sind im Hier und Jetzt. Niemand weiß was passiert wäre, wenn. Also lass uns gar nicht erst darüber nachdenken“.
Sheila seufzte. „Ich weiß. Ich kann es nur nicht wahrhaben. Und ich will es auch gar nicht“.


Nach Stunden kehrten die beiden zurück zu den anderen. Das Fahrzeug stand noch, wo es war.
Wieso wird es nicht weggeräumt?“. Sheila wunderte sich selbst, dass sie so ruhig sein konnte.
Es müssen noch Untersuchungen über den Unfallhergang angestellt werden“, erklärte ein Typ in einem weißen Schutzanzug.
Können wir uns den nicht alle denken?“.
Der Typ sah von seinem Klemmbrett auf. „Was meinst du?“.
Es wird zu 100% so sein, wie bei allen anderen Unfällen hier. Ursache: Unbekannt. Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt. Ich kann's nicht mehr sehen“.
Ich schlage vor, wir gehen jetzt alle zurück zum Lager“, meinte Frau Gilch mit belegter Stimme. „Ich werde das Lager abbrechen. Ich muss mich die nächste Zeit wirklich um meinen Sohn kümmern. Und ihr drei habt mit Sicherheit keine Lust mehr auf lustige Lagerfeuerabende“.
Kathy nahm die anderen beiseite. Ihre Augen waren rot und verquollen – auch sie hatte geweint. „Wir sollten herausfinden, was Isabella umgebracht hat. Wenn es die weiße Frau war, dann müssen wir sie finden und sie irgendwie aufhalten. Wir können nicht zulassen, dass sie noch mehr Menschen in den Tod gehen lässt. Überlegt doch mal, wie viele sie schon auf dem Gewissen hat“.
Sheila atmete laut aus. „Erstens: Es war die weiße Frau. Zweitens: Wie sollen wir das bitte anstellen? Sehen wir aus wie Gespensterjäger?“.
Was macht dich so sicher, dass sie es wirklich war?“. Kathy rieb sie die Augen.
Sie war es“. Sheila blieb bei ihrer Meinung.
Alex enthielt sich lieber komplett.
Der einzige Weg, das herauszufinden, ist, Tobias zu fragen“.
Was? Nein nein nein!“, erwachte nun endlich Alex zum Leben. „Auf keinen Fall! Der hat eine Gehirnerschütterung und tausende andere kleine Verletzungen und liegt im Krankenhaus. Wir müssen warten“.
Warten?“. Kathy schnaubte verächtlich. „Wir müssen das jetzt durchziehen! In einer Woche fahren wir wieder heim, wir können nicht länger warten“.
Genau genommen fahren wir heute heim“, stellte Sheila klar.
Das ist nicht euer Ernst!“. Kathy blickte zwischen den beiden ungläubig hin und her. „Ihr wollt wirklich abhauen?“.
Es gibt nichts, was wir noch tun könnten“. Sheila senkte den Blick. „Außer … Bellas Eltern Mut zuzusprechen“.
Hör auf, den Teufel an die Wand zu malen!“. Kathy holte Luft. „Das sind wir Bella schuldig“.
Hör du auf, uns ein schlechtes Gewissen zu machen“.
Ich will die Sache nicht auf sich beruhen lassen“.
Sie hat recht“, schaltete sich überraschend Alex ein. „Das können wir nicht. Wenn wir die Gilch nicht dazu bringen können, das Lager durchzuziehen, dann müssen wir uns entweder eine Unterkunft suchen, oder wir machen unser eigenes kleines Zeltlager“.
Ja!“. Kathy nickte eifrig. „So machen wir's“.
Okay okay“. Sheila hob die Hände. „Ihr habt mich überstimmt. Yeah“.


Was müssen wir alles tun?“. Kathy zückte einen Kugelschreiber mit dem sie auf den Block klopfte, der auf ihrem Schoß lag.
Nächtliche Streifzüge“, sagte Sheila lustlos.
Kommt auf die Liste“, bestätigte Kathy überraschenderweise.
Mit Tobias sprechen“, fügte Alex hinzu.
Wichtig!“.
Alles, was über die weiße Frau zu finden ist, durchforsten“, meldete sich Alex ein weiteres Mal.
Kathy nahm es sogleich in ihrer Liste auf. „Noch was?“.
Mit der weißen Frau reden?“.
Damit hatte Sheila eine Bombe hochgehen lassen.
Kathy rutschte tatsächlich der Block aus der Hand, dem einige Blätter entfielen und in einem Chaos am Boden landeten, während Alex wieder mal einfach gar nichts sagte.
Was ist denn?“. Sheila gab sich unbekümmert, hob den Block auf, nahm Kathy den Stift aus der Hand und schrieb den Punkt eigenhändig auf. „Das ist doch kein schlechter Ansatz, nicht?“. Sheila weidete sich an den entsetzten Gesichtern der anderen. „Wer weiß mehr darüber, als sie selbst? Nun guckt nicht so! Wessen Idee war das Ganze hier nochmal? Also meine jedenfalls nicht!“.
Und … wie stellen wir das an?“. Plötzlich war Kathy auffallend kleinlaut.
Sheila hätte fast gegrinst. „Jede Nacht im Wald auf sie warten“.
Du kannst jetzt aufhören uns zu verarschen. Wir haben gecheckt, dass du keinen Bock darauf hast, unsere Idee durchzuführen“. Alex klang genervt. Und wenn sogar Alex genervt war, sollte man lieber den Mund halten.
Von mir aus“, lenkte Sheila ein. „Aber wenn ihr beide bei irgendeiner gefährlichen Sache umgebracht werdet, dann beschwert euch hinterher nicht bei mir“.
Alex grinste. „Das ist doch ein guter Deal“.
Übrigens hab ich euch nicht veräppelt. Ich mein's ernst“.
Kathy – wieder ganz die Alte – schnaubte. „Versuchen kannst du's ja. Wenn du dir nicht vorher ins Hemd machst“.
Sheila war schon in Begriff, wieder so mit Kathy zu streiten wie früher, aber sie ahnte, dass diese alte Zeit vorbei war. Es war nicht angebracht, so kurz nach Bellas Tod schon wieder zu lachen oder gar zu feiern wie in alten Zeiten.
Alex bemerkte ihren Sinneswandel auf der Stelle und drückte ihre Hand.
Okay“. Kathy holte tief Luft. „Reißen wir uns zusammen. Tun wir es für Bella. Was ist unser erster Schritt?“.
Im Internet recherchieren“, sagte Alex wie aus der Pistole geschossen.
Gut. Das übernimmst du, Sheila“.
Sheila war froh, dass Kathy ungefragt das Kommando übernahm. Und vor allem war sie froh darüber, dass sie ihren Part der Arbeit irgendwo in einem (gemütlichem) Haus vorm Bildschirm durchführen konnte.
Bildschirm! Internet!
Äh. Frage. Woher nehmen wir den Computer?“. Das klang sehr dümmlich, aber keiner fand die Frage komisch.
Im Dorf gibt es, glaube ich, eine Bibliothek“, klärte Alex die Mädchen auf. „Da haben sie sicherlich auch Computer mit Internetzugang“.
Gut“. Kahty machte ein Zeichen auf ihren Block. „Hm. So viele Aufgaben haben wir gar nicht“, meinte sie verärgert. „Wir arbeiten immer miteinander an einem Teil“, beschloss sie kurzerhand. „Dann übersehen wir nicht so viel … und es macht hoffentlich mehr Spaß“.
Kann das überhaupt Spaß machen?“, fragte Sheila zweifelnd.
Niemand beachtete sie.




Missmutig klickte Sheila den Artikel weg und lehnte sich stöhnend zurück. „Ach, kommt, Leute! Das wird nie was! Da drin steht nichts, was wir nicht eh schon wüssten. Wann soll dieser Unfall, bei dem die junge Frau gestorben ist, überhaupt gewesen sein? Nirgends ist ein derartiger Unfall auf dieser Straße verzeichnet! Wahrscheinlich gab es weder den Unfall, noch gibt es diese bescheuerte weiße Frau!“. „Ich habe hier schon eine Jahreszahl, aber das ist auch wieder nur eine Vermutung“. Kathy sprach so laut, dass Alex einen scharfen Zischlaut von sich gab. Sollte ja nicht jeder, der sich in der Bibliothek aufhielt, wissen, dass sie sich alles, was über die weiße Frau finden konnten, genauestens durchlasen.
Die Erzählungen variieren stark im Detail. Der Unfall soll sich einigen Berichten nach um 1990 herum ereignet haben, andere Darstellungen sind hier unschärfer. Doch in den Archiven findet sich kein Zeitungs- oder Polizeibericht, der nur annähernd zu der Geschichte passt. Man darf also bereits den Unfall selbst infrage stellen. Dokumentiert ist lediglich eine deutlich erhöhte Unfallzahl in Nähe der Kapelle, obwohl die Straße gut ausgebaut und relativ gerade verläuft. Berichte über Lichter am Straßenrand gibt es aber zweifellos. Als Erklärungsversuch kommen unter anderem Irrlichter infrage, die in Waldmooren entstehen. Aber auch schlichte Reflektionen von Autoscheinwerfern auf Blättern können die Ursache sein. Hinzu kommt, dass durch die variierenden Schauergeschichten, die in der Umgebung die Runde machen, die Leute sehen, was sie sehen wollen oder zu sehen befürchten“, zitierte Alex aus seinem Text. „Da haben wir's. Es ist also gut möglich, dass die weiße Frau überhaupt nicht existiert. „Und was ist mit den Lichterscheinungen?“, gab Sheila zu bedenken. „Kathy und ich haben sie schließlich auch gesehen“. „Vielleicht habt ihr euch getäuscht?“. „Und wie erklärst du dir die zahlreichen Unfälle?“. „Die Straße verläuft geradlinig. Sie eignet sich hervorragend zum Rasen“, stellte Alex eine seiner berühmten Theorien auf. „Und Tobias ist also auch ein Raser, oder was?“. Kathy schüttelte den Kopf. „Gib's doch einfach zu, dass du ausnahmsweise mal ratlos bist“. „Ich bin nicht ratlos“. „Ach hör doch auf“. Kathy schnaubte verächtlich. „Und wie heißt deine geheimnisvolle Jahreszahl?“, fragte Alex gelangweilt. Kathy starrte ihn an, offenbar total überrumpelt von seinem plötzlichem Sinneswandel. „Um 1990. Könnte das theoretisch stimmen?“. „Woher soll ich das wissen?“, gab Alex gereizt zurück. Alex wurde immer gereizt, wenn er eingestehen musste, dass er zur Abwechslung eine Frage nicht beantworten konnte. „Wir können höchstens die Leute aus dem Dorf ausquetschen“. „Gut. Lasst uns gleich loslegen“. Eilig erhob sich Sheila unter Ächzen aus ihrem Stuhl – froh, sich endlich wieder bewegen zu können. Immerhin saßen sie nun schon seit zwei Stunden vor den Computern, was ihnen noch dazu unheilvolle Blicke der Bibliothekarin eingebracht hatte, weil sie gleich alle drei Rechner blockierten und andere Besucher enttäuscht abziehen mussten. Sheila marschierte einfach auf die grimmig dreinschauende Bibliothekarin zu und fragte rundheraus: „Kennen sie die Legende der weißen Frau im Ebersberger Forst?“. „Wer kennt sie nicht“, kam eine knappe Antwort, ohne dass die Frau den Blick von ihren Unterlagen hob. Sheila schaute zu ihren Freunden zurück und hob vielsagend die Augenbrauen. „Und … wann soll denn dieser Unfall passiert sein?“. „In den meisten schriftlich festgehaltenen Berichten wird 1990 als Zeitpunkt genannt, aber es gibt auch etliche Quellen, die von 1950, 1970 oder gar 2000 sprechen“. Sheila wunderte sich, dass diese Frau mehr als fünf Wörter von sich geben konnte. „Weiß man, wie die Frau hieß?“. Die Frau seufzte genervt auf, nahm ihre Brille ab und knallte sie demonstrativ auf ihren Schreibtisch und sagte ruhig, aber nachdrücklich: „Hör mal, Mädchen. Das Ganze ist eine Legende. Nichts deutet darauf hin, dass dieser Unfall überhaupt je stattgefunden hat. Dementsprechend wenig Namensangaben kann man finden, sowohl im Internet als auch in Büchern. Und würdest du jetzt bitte die Gnade besitzen, mich mit meiner Arbeit fortfahren zu lassen?!“. Von diesem Moment an war Sheila Luft für sie. Sheila zuckte die Schultern. Mehr würde sie sowieso nicht aus dieser Person herausbringen, also kehrte sie zu ihren Freunden zurück, die ihr erwartungsvoll entgegensahen. „Vergesst es. Die haben wir fürs Erste vergrault“.




Entschuldigen Sie, ich wollte nach einer Person fragen, die heute hier eingeliefert worden ist“. Die drei waren mit dem Zug in die Stadt gefahren, genauer gesagt, ins Krankenhaus, in das Tobias eingeliefert worden war. Frau Gilch hatte ihnen mitgeteilt, dass Tobias aufgewacht war und problemlos einige Minuten mit Leuten sprechen konnte, ohne dass es eine Gefährdung für seine Gesundheit wäre. Leider wussten sie nicht, auf welchem Stockwerk und welchem Zimmer er lag. Da sie schon oft davon gehört hatten, dass sie anfangs nur Familienangehörige zu den Betreffenden Personen ließen, sodass einer von ihnen die zuständige Schwester um den Finger wickeln musste. Die Wahl war natürlich auf Sheila gefallen, mit ihrer schüchternen, zurückhaltenden Art. Wie auch immer – jedenfalls stellte die Krankenschwester hinter dem Pult: „Wie heißt diese Person denn?“. „Tobias Gilch“, erwiderte Sheila. Dann kam die Frage, auf die sie alle drei angespannt gewartet hatten. „Seid ihr denn Angehörige von ihm?“. Sheila versuchte ihren niedlichsten Augenaufschlag und erklärte: „Ich bin seine Schwester. Das sind seine Freundin und Alex, der ist sein bester Freund“. Die Schwester musterte sie alle misstrauisch. Sheila hielt unwillkürlich die Luft an. Hoffentlich nahm sie ihnen ihre Geschichte ab! Nach einigen Sekunden, die Sheila wie eine Ewigkeit erschienen, beschloss die Schwester, ihnen Glauben zu schenken und schaute etwas auf ihrem Rechner nach. „Dein Bruder liegt auf Stockwerk zwei, Zimmer acht“. „Okay, danke!“, rief Sheila und rannte los, Kathy und Alex im Schlepptau, bevor die Schwester es sich wieder anders überlegen konnte. „Und seid bitte leise! Unsere Patienten brauchen Ruhe!“. Das letzte Wort spuckte sie förmlich aus, als würde sie jedem eigenhändig den Hals umdrehen, falls jemand auf die Idee kam, lauter als flüsternd zu sprechen. „Ja ja, schon klar!“. Sie kümmerten sich nicht weiter um die Schwester, sondern suchten das genannte Zimmer auf. Kathy holte Luft, klopfte sachte an und öffnete vorsichtig die Tür. „Tobias?“. „Wer ist denn da?“. Zu Sheilas großer Erleichterung klang er weder verärgert noch schwach, sondern einfach nur verwundert und überrascht, als er sah, wer seine Gäste waren. „Ach, ihr seid doch beim Zeltlager meiner Mutter dabei, oder?“, versuchte er, die drei zuzuordnen. „Ja“, antwortete Alex. „Wir wollten … nur mal kurz vorbeischauen, wie es dir geht“. Falls Tobias es komisch fand, dass drei Teenager, die er überwiegend nur vom Sehen kannte, sich um sein Wohl sorgten, ließ er es sich nicht anmerken. „Das ist nett von euch“, meinte er. „Mir geht es eigentlich sehr gut. Nur noch ein wenig Kopfschmerzen. Aber nach dem, was mir die Leute so erzählen, habe ich wirklich unverschämtes Glück gehabt, dass mir nicht mehr passiert ist. Aber Isabella …“. Sheila zuckte leicht zusammen, als er den Namen ihrer verstorbenen Freundin nannte. Immerhin war diese Wunde noch frisch – nur wenige Stunden alt, um genau zu sein. „Sie hatte nicht so viel Glück. Das wissen wir“, vollendete sie seinen Satz mit belegter Stimme. Bevor sie noch emotionaler werden konnte, redete sie ohne Pause weiter. „Wie ist der Unfall denn zustande gekommen?“. „Ein Reh ist über die Fahrbahn gelaufen“. Da herrschte erst mal eine Weile Stille. „Bitte was?“, entfuhr es Kathy ungläubig. „Ein Reh?!Willst du uns verarschen?“. „Kathy!“, zischte Alex sie an und versetzte ihr einen Rippenstoß. „Wir wollen die wirkliche Ursache wissen“, brachte Sheila ihm sanft näher, auf was sie hinauswollten. Tobias wich ihrem Blick aus. Plötzlich wirkte er nicht mehr wie ein zwanzigjähriger, sondern eher wie ein zehnjähriger Junge, den man beim Schokoladenklauen erwischt hatte. „War da vielleicht … jemand?“, sprach sie leise weiter. Tobias sah auf. „Wie … meinst du das?“. Er wurde sichtlich nervös und knetete unruhig seine Hände. „Wir lachen dich nicht aus“, beruhigte Sheila ihn, als er zögernd Luft holte, zum Reden ansetzte, es aber dann doch bleiben ließ. Tobias blickte die drei der Reihe nach an. „Mir scheint, als wüsstet ihr schon, worauf es hinausläuft?“. „Mehr oder weniger“. „Na gut. Ich warne euch trotzdem vor. Entweder ihr glaubt mir, oder ihr haltet mich für Verrückt“. Er schloss die Augen und begann zu sprechen. „Wir waren auf dem Hinweg zum Dorf, da stand am Rand eine Frau. Es hätte auch … ein Mädchen sein können, das konnte man nicht erkennen. Ich zumindest nicht. Ich wollte sie mitnehmen, ich meine – wieso steht eine junge Frau mitten in der Nacht allein auf er Straße? Aber Isabella hat zu schreien angefangen, dass das die weiße Frau sei und dass ich schnell weiterfahren solle. In diesem Moment wünschte ich, ich hätte meiner Mutter ein einziges Mal zugehört, wenn sie immer ihre Legenden und Sagen erzählt. Jetzt weiß ich es“. Er ließ den Blick beschämt sinken. „Ich hätte anhalten sollen. Sie wirklich mitnehmen sollen. Ich habe gedacht, Isabella weiß das besser und bin ihrem Rat gefolgt. Aber kaum waren wir vorbei, da saß sie auf einmal auf der Rückbank!“. Tobias holte zitternd Atem. „Wir konnten überhaupt nichts tun! Ich weiß nicht genau, was sie getan hat, alles ging so wahnsinnig schnell! Ich weiß nur, dass ich plötzlich die Kontrolle über den Wagen verloren habe und Isabella wie eine Wahnsinnige gekreischt hat, dass ihre Tür verriegelt sei. An den Rest erinnere ich mich nicht. Meine Mutter hat mir nachher erzählt, dass wir frontal gegen den Gedenkstein geknallt sind“. Er schaute die drei an, die seinem Bericht gebannt und gleichzeitig entsetzt folgten. „Sie hat mich am Leben gelassen, weil sie wusste, dass ich sie mitnehmen wollte, oder?“. Sheila und Kathy hingen noch gedankenverloren seiner Erzählung nach, sodass Alex etwas erwidern musste. „Das ist die naheliegendste Erklärung. Und eine andere gibt es nicht“. „Ich verstehe das nicht“. Tobias schüttelte den Kopf. „Wenn Isabella über die Legende Bescheid gewusst hat, wieso hat sie mir dann eingeredet, weiterzufahren?“. „Weißt du … was den Punkt Übernatürliches angeht, ist Bella … wie soll ich es sagen … speziell. Sie wurde dazu erzogen, an Geister zu glauben und sie zu fürchten. Sie hat Panik gekriegt. Sie hat ja schon bei diesem Vortrag deiner Mutter Panik gekriegt, als sie von der weißen Frau erfahren hat“. In diesem Augenblick wurde die Tür grob aufgestoßen und eine füllige Schwester mit einem Tablett stapfte geräuschvoll herein. „So, Kleiner“, trällerte sie. „Hier ist dein Abendessen und als Nachspeise etwas Medizin“. Tobias bemerkte die entgeisterten Blicke seiner Besucher und erklärte schnell: „Äh, das ist meine Tante. Sie arbeitet hier“. Da nun auch die Sache mit der Kleiner-Anrede geklärt war, dankten die drei Tobias und verabschiedeten sich.



Jetzt ist ja wohl alles klar“. Sheila schlang fröstelnd die Arme um sich, während sie auf den Zug warteten. „Was tun wir jetzt? Frau Gilch hat das Zeltlager doch nicht abgebrochen, die einzige Veränderung ist, dass ein Aushelfer bei der Aufsicht dazugekommen ist. Fahren wir also gleich ins Lager zurück?“. „Ich schlage vor, wir passen diese grausame Übeltäterin mal ab“, sagte Kathy grimmig. Sie zeigte mit dem Finger gen Himmel. „Schaut euch die Wolken an. Garantiert regnet es heute Nacht wieder. Perfektes Weiße-Frau-Wetter“. „Nein! Das ist doch nicht dein Ernst!“. Sheila war entsetzt. Noch entsetzter war sie, als Alex auch noch zustimmte. „Na toll“, murmelte sie. „Hoffentlich finden wir dann wenigstens meine Jacke wieder“.
Also fuhren sie vom kleinen Bahnhof im Dorf, auf dem sie ihre Fahrräder abgestellt hatten, gleich schnurstracks am Zeltplatz vorbei direkt zur Kapelle. Dort warfen sie die Räder in ein Gebüsch und bedeckten sie mit Zweigen, damit nicht sofort jeder, der vorbeikam, sah, dass jemand im Wald herumlungerte. „Und, äh, was genau haben wir jetzt eigentlich vor?“. „Verstecken wir uns hinter der Kapelle“, schlug Alex vor und lief, ohne eine Rückmeldung seiner Begleiterinnen abzuwarten, um das schlichte kleine Gebäude herum. Kathy folgte ihm ohne zu Zögern. Sheila wollte noch einen schnellen Blick in das Innere der Kapelle werfen – und gab einen leisen Überraschungslaut von sich. „Hey, das ist ja … ist das möglich? Meine Jacke!“. Sie trat in den Eingangsbereich der Kapelle und hob ihre blaue Lederjacke vom Boden auf, die sorgfältig zusammengefaltet an der Wand gelegen hatte. Kein Zweifel, das war sie. Kathy und Alex musterten die Jacke argwöhnisch, als fürchteten sie, dass sie verflucht sei. „Wie kommt die denn dahin?“. Sheila hob ratlos die Schultern. „Vielleicht hat sie ja eine hilfsbereite weiße Frau vorbeigebracht. Wer weiß – vielleicht hat sie sie ja sogar gewaschen“. Kathy verdrehte die Augen, und murmelte etwas davon, dass es eine reine Selbstfolter sei, mit Sheilas Humor auskommen zu müssen. Gemeinsam hockten sie sich in eine Erdkuhle und duckten sich hinter das hohe Gras, das allem Anschein nach noch nie einen Rasenmäher gesehen hatte. Leise fluchend zog Sheila ihre neuen Schuhe aus dem Dreck. „Super, das krieg ich nie mehr ab“. „Ach was“. Kathy waren Sheilas neue Schuhe im Moment herzlich egal. „Vielleicht sehen wir sie ja. Zur Not müssen wir jemanden bitten uns nachts mit dem Auto herumzufahren, sodass sie uns aufhält und wenn sie dann im Auto sitzt können wir … hm. Was eigentlich? Sie fragen, warum sie das tut? Dass sie aufhören soll?“. „Aber wenn wir sie damit verärgern könnte sie uns auch in einen Unfall bringen und, äh, sterben lassen. Wenn wir ihr so einfach begegnen kann sie nicht allzu viel ausrichten, schätze ich“, meinte Sheila, die versuchte, mit Grasbüscheln den Schmutz von ihren Schuhen zu putzen. Seltsamerweise verspürte sie keinerlei Aufregung, obwohl die Tatsache in Aussicht stand, dass sie einem realem Geist über den Weg laufen würden. Können Geister überhaupt real sein? Gute Frage. In dem Moment begann es zu regnen. Erst tröpfelte es leicht, dann wurde es immer stärker, bis es schließlich schüttete, als ob der Himmel alle seine Schleusen geöffnet hätte. Nun war Sheila gleich doppelt froh über die wiedergefundene Jacke. Inzwischen war es elf Uhr und damit stockdunkel geworden. „Leute“, flüsterte Kathy plötzlich. „Seht mal!“. Alex und Sheila folgten ihrem Blick. Sheila wäre beinahe ein paar Meter hochgesprungen. In der Kapelle brannte Licht. Sie sah die anderen mit großen Augen an. „Wisst ihr was das bedeutet?“. Kathy schluckte. „Sie ist hier“.



Ich saß in meiner Kapelle. Zufrieden betrachtete ich das Licht meiner verlorenen Seele, das ich immer hier entzündete, bevor ich auf Jagd ging. Meine Wut, die in all den vergangenen Jahren um kein bisschen abgeschwollen war, trieb mich dazu. Ich konnte nicht stillstehen. Wenn ein Wagen vorbeikam, musste ich den Fahrer einfach testen. Langsam erhob ich mich aus meinem Schneidersitz und verließ die Kapelle, um nach Autos Ausschau zu halten.



Da kommt eins!“, zischte Alex. „Jetzt dürfte die weiße Frau nicht weit sein. Kommt“. Er kroch vorwärts und spähte um die Ecke der Kapelle. Beunruhigt blickte Sheila sich um. Mit der Wand der Kapelle im Rücken fühlte sie sich sicher und hatte keineswegs das Bedürfnis, diesen Schutz zu verlassen. Angesichts des Ernstes der Lage schloss sie sich ihrem Freund dennoch widerwillig an. Plötzlich stand sie da. Mit dem Rücken zu ihnen.
Ich beschloss, mich direkt neben die Kapelle zu stellen. Da konnte man mich unmöglich übersehen. Der Wagen kam immer näher. Ich begann zu winken. Gespannt, was der Fahrer wohl tun würde. Das war jedes Mal wieder ein Erlebnis für sich.



Beinahe hätte Sheila aufgeschrien. Doch Alex reagierte sofort und hielt ihr blitzschnell den Mund zu und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sheila wusste, was er damit sagen wollte. Sie hatte sie noch nicht bemerkt. Ihr weißes Kleid leuchtete unnatürlich durchscheinend, wie der ganze Körper. Mit Entsetzen mussten die Teenager zusehen, wie das Auto vorbeifuhr, ohne anzuhalten.
Ich spürte, wie sich mein Mund zu einem hämischen Grinsen verzog. „Und jetzt kommt die Rechnung für dein Handeln“, dachte ich grimmig und wollte gerade die Verfolgung aufnehmen, als jemand hinter mir schrie: „HALT!“.
Weder Kathy noch Sheila hatten ihn von seinem Vorhaben abhalten können. Nun stand Alex mit erhobenen Händen aufrecht da und blickte der Kreatur entgegen. Unendlich langsam drehte sich die Frau um. Kathy trat einen Schritt zurück und rempelte Sheila unsanft an, doch Sheila schob ihre Freundin wieder nach vorne.
Ich musterte die drei. Und bemerkte die blaue Jacke, die das eine Mädchen trug, woran ich sie wiedererkannte. Das waren die Mädchen von gestern Nacht und ein Junge, den ich noch nie gesehen hatte. Ich überlegte, ob ich nicht einfach verschwinden sollte. Ich sah ihnen an, dass sie etwas sagen wollten.
Hast – hast du meine Jacke aufgesammelt?“. Sheila spürte, wie Alex und Kathy sie anstarrten. Normalerweise war sie nicht der Typ, der als Erstes das Wort ergriff. Die Gestalt nickte. Sheila atmete auf. Zum Glück griff sie sie nicht gleich an. Ob das ein gutes Zeichen, oder ein Schlechtes? Sie wusste es nicht, also sprach sie einfach weiter: „Der Autofahrer hat dich nicht bemerkt. Er hat etwas am Radio verstellt. Ich habe es genau gesehen. Es wäre unfair, sich deswegen an ihm zu rächen. Es ist unfair, Rache an Menschen zu nehmen, die rein gar nichts mit demjenigen zu tun haben, der dich überfahren hat. Oder mit denen, die dich damals nicht mitgenommen haben. Es gibt tausende Gründe, warum niemand dich hat einsteigen lassen. Es könnte so gewesen sein, wie heute. Dass dich keiner gesehen hat. Das Wetter war sehr schlecht, nehme ich an. Regen. Wind. Nebel. Du hasst alle Menschen, die dich nicht mitnehmen. Aber dadurch bringst du alle, wirklich alle Menschen dazu, dich genauso zu hassen. Sieh den Tod doch als Frieden. Vielleicht lebt der Schuldige ja schon gar nicht mehr. Du musst über die Sache Gras wachsen lassen. Und deine ewige Wut aus dir vertreiben. Du bist auch ein Mörder. Ein noch Schlimmerer, als der, der dich überfahren hat. Du hast so viele Menschen auf dem Gewissen. Du sagst, es ist nicht menschlich, eine Person sterbend liegen zu lassen, ohne Hilfe zu leisten? Dann bist auch du unmenschlich. Denk mal darüber nach“.
Ich dachte darüber nach, was das Mädchen gesagt hatte. Erst wollte die Wut in mir die Macht ergreifen und das Mädchen einfach töten, aber dann erwachte eine andere Stimme in mir. Plötzlich wusste ich, dass das Mädchen recht hatte. In jedem Punkt. „Du musst dem ein Ende setzen!“. Das Mädchen blickte mich durchdringend an und sprach unbeirrt weiter. Ich versank in ihrer Stimme. Noch nie hatte mir jemand so lange zugeredet. Auch zu meinen Lebzeiten nicht. Und am Ende war ich überzeugt.
Sheila!“. Sheila blinzelte. Jemand schüttelte sie. Alex. „Sheila! Sie ist weg. Du kannst aufhören zu reden. Sie ist weg!“. Sie öffnete die Augen ganz. Vor ihr stand Alex; sein Gesicht war nur Zentimeter vor dem Ihren entfernt. „Denkt ihr, sie lässt den Fahrer am Leben? Denkt ihr, sie hat verstanden?“, murmelte sie. „Das sehen morgen. Wenn uns keine Nachricht von einem tödlich ausgegangenem Unfall erreicht, wissen wir, dass du es geschafft hast“.






Mit einem bangen Gefühl erwarteten sie in ihrem Zelt den nächsten Morgen. So früh wie möglich stürzten sie ins Hauptzelt, in dem Frau Gilch ein Radio aufgestellt hatte und suchten den Regionalsender her. Ein Unfall wurde nicht erwähnt. Mit keinem einzigen Wort. Auch in der Zeitung, die der neue Aufsichtskollege mitbrachte, stand nichts. Sie sahen sich an. „Wir haben es geschafft“, sagte Kathy ungläubig. Dann schrie sie gen Himmel: „Wir haben es geschafft! Sheila, du hast es geschafft! Du hast das Leben dieser Person und vieler anderer Personen gerettet!“. „Nicht ich. Wir“, verbesserte Sheila ihre Freundin glücklich. „Für Bella“. Sie umarmte Kathy und gab Alex einen innigen Kuss.
Jahre später erschienen in den Zeitungen immer wieder Artikel, und in Regionalsendern wurde voller Verblüffung berichtet, dass die Serie der tragischen Unfälle auf der Straße 2080 plötzlich abgebrochen sei. In den nächsten Jahren wurde nicht ein einziger Unfall bekannt. Viele sprachen davon, dass die weiße Frau wohl müde geworden war, bei ihrer Suche nach ihrem Mörder.
Aber drei Teenager wussten es besser.


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